Wen wählt die Wirtschaft?

Podiumsdiskussion von Unternehmern mit den Spitzenkandidaten zur Nationalratswahl brachte altbekannte Themen und einen neuen Politstar: Stefan Sternad.

Nationalratswahl am 29. September. Elisabeth Köstinger (ÖVP), Philip Kucher (SPÖ), Erwin Angerer (FPÖ) und Markus Unterdorfer-Morgenstern (Neos) stellten sich den Fragen der Unternehmer Astrid Legner (Obfrau der Fachgruppe der Freizeit- und Sportbetriebe), Gerhard Oswald (Obmann der Bezirksstelle Wolfsberg), Gregor Grüner (Ausschussmitglied im Landesgremium des Handels mit Mode und Freizeitartikeln) und Stefan Sternad, Obmann der Fachgruppe Gastronomie.

Der leidenschaftliche Wirt und Standesvertreter tat sich mit humorvoll verpackten, aber den zahlreich vertretenen Wirtschaftstreibenden aus der Seele sprechenden Statements hervor und erntete damit nicht nur wiederholten starken Szenenapplaus, sondern hatte am Ende des Abends auch Angebote aller vertretenen Parteien in der Tasche, in die Politik zu wechseln. Lediglich Philip Kucher, für die SPÖ seit 2013 im Nationalrat, äußerte (schmunzelnd) leise Zweifel: Er sei noch nicht restlos überzeugt, dass Sternad ein wahrer Sozialdemokrat sei. Der Angesprochene wohl auch nicht.

Die von WK-Vizepräsident Otmar Petschnig gewohnt souverän und amikal geführte Diskussion – alle Teilnehmer samt dem Publikum waren auf Initiative von Petschnig per Du: „Wir sind alle Freunde“ – brachte thematisch vorwiegend alte Bekannte zum Vorschein: Steuerentlastung, Entbürokratisierung und Fachkräftemangel sind seit Jahren die Stellen, an denen der Schuh die Unternehmer besonders drückt. Köstinger und Angerer betonten die Erfolge der durch den Ibiza-Skandal abrupt beendeten türkis-blauen Regierung, Kucher beklagte die mangelnde politische Gesprächsbasis und soziale Härte, Unterdorfer-Morgenstern hielt als einziger Nicht-Politprofi thematisch locker mit und wunderte sich, wieso viele gute Vorschläge nicht schon lange umgesetzt worden seien.

Zumindest an diesem Abend spielte die Wirtschaft im Wahlkampf genau die Rolle, die sie verdient, geht es doch um nicht weniger als unser aller Zukunft, wie Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl als Gastgeber einleitend klarmachte: „Wirtschaft ist nicht alles – aber Grundlage für alles.“ Die Wirtschaft als Zusammenspiel von Unternehmern und Mitarbeitern habe eine ganz entscheidende Rolle in der Gesellschaft, erwirtschafte sie doch nicht nur die Einkommen, sondern auch die Steuern und Abgaben, aus denen die staatlichen Aufgaben von der Bildung über die Infrastruktur bis zu den Sozialtransfers finanziert würden.

Anstatt über wichtige Wirtschaftsthemen würde die Politik allerdings über die Frisörrechnung des Bundeskanzlers oder über eine Schnitzelsteuer diskutieren. Mandl wurde deutlich: „Und einer prominenten politischen Mitbewerberin fällt zum Thema Wirtschaft die Vier-Tage-Woche und sechs Wochen bezahlter Urlaub ein. Dabei versteht doch jeder, dass vor allem in den kleineren Betrieben – und das sind mehr als 90 Prozent – eine Arbeitszeitverkürzung und Urlaubsausweitung der Mitarbeiter in aller Regel am Chef oder an der Chefin hängenbleibt.“ Eine aktuelle Umfrage zeige, dass Unternehmerinnen und Unternehmer ohnehin bereits im Schnitt knapp 60 Stunden pro Woche arbeiten und sich gerade einmal zwei Wochen Urlaub im Jahr gönnen würden.

Auf Information und Diskussion folgte noch die Konsumation am Buffet. Das knappe Gut der unternehmerischen Freizeit war zumindest an diesem Abend lohnend investiert.

Foto: WKK/Fritz-Press